Winterschlaf beim Menschen – Träumerei oder denkbare Option?
Sei ehrlich: Sicherlich willst auch du dich dann und wann nur noch unter der warmen Daunendecke zusammenrollen und in Embryo-Position verharren, bis die ersten Frühlingsblüher das Ende der kalten Jahreszeit einläuten. Was für eine verlockende Vorstellung! Werden die Tage nämlich kürzer und die Sonne verschwindet immer früher hinter dem Horizont, dann klopft er Jahr für Jahr pünktlich an die Tür: Der alljährliche Winterblues.
All die Lebensfreude und Power, die dich durch die Sommermonate begleitet haben, sind plötzlich wie weggeblasen. Nach Feierabend möchtest du am liebsten nur noch heißen Kakao schlürfen und dich vor dem Flimmerkasten von schnulzigen Liebeskomödien berieseln lassen. Die Alternative – ein genüssliches Durchschlafen von November bis März – ist wohl schwierig umzusetzen. Oder vielleicht doch nicht?
Winterschlaf wie bei Bären – wäre das etwas für dich?
Meister Petz schlummert den gesamten Winter hindurch, um die Jahreszeit der Nahrungsknappheit zu überleben. Stolze sechs Monate können Bären ohne Knabbereien im Traumland verbringen. Das Geheimnis dieser gigantischen Mütze Schlaf ist das rapide Senken der eigenen Körpertemperatur. Du hingegen nagst vielleicht nicht am Hungertuch, bist aber dennoch kein Fan vom matschigen Grau in Grau. Die Grundvoraussetzung für einen Winterschlaf besitzt du ebenfalls, denn während des Schlafens kühlt auch deine Körpertemperatur ab. Wieso also schläfst du nicht monatelang durch?
Als Mensch senkst du deine Körpertemperatur im Schlaf bloß um wenige Grad Celsius. Dieser Temperatursturz reicht nicht aus, um den Stoffwechsel so sehr zu verlangsamen, dass du über lange Zeit hinweg die Augen geschlossen halten kannst. Kurz und knapp: Wir müssen dich enttäuschen, denn ein Winterschlaf kommt für dich nicht in Frage, um die ungeliebte Jahreszeit zu überbrücken. Zumindest noch nicht. Die NASA arbeitet nämlich derzeit an speziellen Kälteschlafkammern, die den Stoffwechsel auf bestimmte Zeit herunterfahren sollen.
Warum wir den Winter am liebsten überspringen möchten
Wir können dich beruhigen: Der Wintereinbruch hat dich nicht zum faulen Stubenhocker werden lassen und deine Stimmungsschwankungen sind keine Ausrede, um es dir ungestört vor dem Kaminofen gemütlich zu machen. Stattdessen kann die Erkrankung „Seasonal Affective Disorder“ hinter deiner Niedergeschlagenheit stecken. Gekennzeichnet durch eine jahreszeitliche Störung der Stimmungslage, tritt die SAD vornehmlich in den Herbst- und Wintermonaten auf. Etwa neun Prozent der Erwachsenen leiden unter der Krankheit, die passenderweise auch als Winterdepression bezeichnet wird.1
Hervorgerufen wird die SAD durch den Lichtmangel, der deinem Gehirn selbst tagsüber vorgaukelt, dass die Nacht angebrochen ist. Die Folgen sind depressive Verstimmungen, Antriebslosigkeit und – sicher kannst du es dir schon denken – ein erhöhtes Bedürfnis nach dem Schäfchenzählen. Während du dem nächsten Sommer entgegenfieberst, ist parallel zur Winterdepression auch noch die Bikini- (oder Badehosen-)Figur in Gefahr: Da Zucker kurzzeitig die Stimmung aufhellt, sind Süßigkeiten nicht mehr vor dir sicher. Als wäre das Übel nicht schon groß genug, gesellen sich auch noch regelmäßige Heißhungerattacken dazu.
Phasen schlechter Laune sollten nicht immer auf die leichte Schulter genommen werden. Verfalle nun jedoch nicht postwendend in Panik, denn nicht hinter jedem Stimmungstief muss unweigerlich eine depressive Verstimmung stecken. Führe dir für eine erste Einschätzung unsere Checkliste zum SAD-Syndrom zu Gemüte:
- Halten deine Symptome bereits länger als zwei Wochen an?
- Tritt deine Niedergeschlagenheit jedes Jahr pünktlich zum Herbstanfang auf, sodass du sie beinahe mit dem Kalender vorplanen könntest?
- Findest du für deine emotionale Verstimmung keine expliziten Ursachen?
Trifft mindestens einer dieser Punkte auf dich zu, möchten wir die wärmstens eine Rücksprache mit deinem Hausarzt ans Herz legen. Um dem Winterblues bis dahin Abhilfe zu verschaffen, geloben dir unsere Tipps und Tricks aus dem folgenden Absatz Besserung – und das ganze ohne Winterschlaf.
Der große „Vom-Herbstmuffel-zum-Winterfan“-Guide
Licht, Luft und Liebe – im Prinzip sind es diese Bausteine, die dich aus dem düsteren Winterloch hervorholen. Im Detail sind es die folgenden drei Tipps, die wir dir bei Antriebslosigkeit nicht vorenthalten möchten:
1. Sonnenvitamin Vitamin D
Da du deinem Hausarzt sowie einen Besuch abstattest, kannst du auch direkt deinen Vitamin D-Haushalt checken lassen. Der menschliche Körper kann Vitamin D zwar selbst herstellen, dafür benötigt er aber eine Zutat und diese lautet: Sonnenlicht. Im Winter? In unseren Gefilden? Fehlanzeige! Stellt sich heraus, dass ein Mangel vorliegt, solltest du Vitamin D supplementieren. Zusätzlich präsentierst du der Sonne dein Antlitz so oft wie es in der dunklen Jahreszeit eben möglich ist. Auf Dauer kann ein Mangel an Vitamin D Müdigkeit, Lustlosigkeit und sogar eine depressive Verstimmung zur Folge haben.
2. Sei aktiv
Raff' dich auf! Zieh' dich an! Verlass' das Haus! Die ideale Kombination besteht aus sportlicher Aktivität an der frischen Luft – und das in dem kurzen Zeitraum, in dem sich in unseren Breitengraden die Sonne blicken lässt. Bist du eher vom Typ Sportmuffel, dann lautet die Devise: „Besser spazieren als nichts!“ Verbringe so viel Zeit im Freien wie nur möglich und fange die letzten Sonnenstrahlen ein, die sich ihren Weg durch das Meer an Grautönen bahnen. Streif' dir die Winterjacke über, statt deinen Lunch vor YouTube zu verbringen. Deine Arbeitszeiten lassen Verschnaufpausen zur Mittagszeit nicht zu? Dann gönn' dir eine spezielle Tageslichtlampe, die dir mit ihrem hellweißen Licht stimmungsaufhellende Dienste erweisen wird.
3. Geteilte Freude ist doppelte Freude
Last, but not least: Geh offen mit deinem Stimmungstief um! Lade Freunde, Familie oder deinen Schatz ein, statt dich allein zu Hause zu verkriechen wie ein Bär in seiner Höhle. Auch wenn dich der Griff zum Hörer im ersten Moment Überwindung kostet, wird sich deine Miene mit der Ankunft deiner Liebsten wie von Zauberhand erhellen. Wenig verwunderlich, denn immerhin stehen diese stets an deiner Seite – auch wenn du emotionalen Halt brauchst. Redet und reflektiert also deine miese Laune und gönnt euch dabei ein leckeres Stück Kuchen. Deine Region kann sich über ein paar Zentimeter Schnee erfreuen? Dann werdet noch einmal zum Kind und baut den größten Schneemann, den eure Nachbarschaft je gesehen hat!
Winterschlaf? Nicht mit uns Menschen!
Und das ist auch gut so: Stell dir bloß vor, wie die Welt im Frühjahr aussehen würde, wenn wir uns alle zur selben Zeit in ein monatelanges Schläfchen verabschieden würden. Niemand befreit die Wege und Straßen von Laub, Müll und Gewächsen. Alle Nahrungsmittel verderben. Wildtiere bevölkern die Dörfer und Städte. Da setzen wir stattdessen doch lieber auf Licht, Luft und Liebe! Halte durch – der Sommer naht und lässt dich mit unseren Tipps zum Schlafen bei Hitze erholt in den sonnigen Tag starten!
1 Winterdepression: Symptome erkennen und rechtzeitig handeln (deutsche-familienversicherung.de)